“Non-Page-Victories” oder: Erfolge jenseits der getippten Seite

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Im letzten Beitrag hat Franziska A. darüber gesprochen, wie man seine Erfolge feiern kann (und sollte!). Vielleicht hat die eine oder der andere beim Lesen freudlos gelacht und gesagt: „Würde ich ja tun! Wenn ich denn mal Erfolge hätte! Ich habe noch keine Seite geschrieben!“

Eine Doktorarbeit ist – besonders in den Geisteswissenschaften – auf den ersten Blick vor allem ein großes Textdokument (In den Naturwissenschaften oder bei empirischen Arbeiten ist das etwas anders, siehe hier und hier.) Daher scheint es logisch, die Fortschritte an der Doktorarbeit in geschriebenen Kapiteln oder Seiten zu rechnen. Klingt ja logisch: Je mehr ich geschrieben habe, desto näher bin ich dem Ziel der Abgabe. Leider ist es nicht ganz so einfach.

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Abschalten! Sommerpause & Zukunftsgedanken

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Liebe Leserinnen und Leser, zunächst die harten Fakten. Vom 11. Juli bis 1. August machen wir Sommerpause. Den nächsten Post dürft ihr hier am 8. August erwarten. Nach der Sommerpause werden wir in einen zweiwöchentlichen Publikationsrhythmus übergehen.

Verabschieden möchten wir euch mit ein paar Gedanken zum Thema abschalten. Oder besser zur Ruhe kommen, schließlich sind wir keine elektrischen Geräte – auch wenn man sich manchmal sehr mit seinem Smartphone identifiziert. Für viele von uns ist der Sommer ja genau das Gegenteil von Erholung: Befreit von der Last der Lehre oder der Pflichtpräsenz im Labor, können wir uns endlich ununterbrochen der eigenen Arbeit widmen. Umso wichtiger finde ich es, kleine Auszeiten im Alltag zu schaffen!

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15 Gute Vorsätze (die ich vermutlich nicht einhalten werde)

Frohes Neues Jahr von uns im Café cum laude! Wir hoffen, ihr hattet erholsame Feiertage. Seid ihr bereit für 2019? Wir verbinden große Hoffnungen mit diesem Jahr: Hoffentlich eine abgegebene Diss, hoffentlich ein veröffentlichtes Buch, neue berufliche Perspektiven und geographische Veränderungen für uns beide.

Eat more Pie! Foto: Flickr

Jahreswechsel lassen mich immer in Melancholie verfallen. Altes und Gutes liegen zurück (manchmal auch Schlechtes, aber immerhin wusste man da, woran man war) und wer weiß, was das neue Jahr bringt? Deshalb liegen mir auch gute Vorsätze nicht. Es steckt so viel Optimismus in der Annahme, man könne sie auch nur annähernd einhalten.  Außerdem reicht meiner Erfahrung nach ein guter Vorsatz pro Jahr aus, wenn er halbwegs realistisch bleiben soll. Dieser gute Vorsatz sollte irgendwo auf das Kontinuum zwischen „machbar“ und „ehrgeizig“ fallen. Idealerweise sollte er auch messbar sein.

Aber warum eigentlich nicht ein bisschen optimistisch sein? Und den Schwung des neuen Jahres nutzen, sich an einige Dinge zu erinnern, die man schon lange mal verändern wollte? Ich habe nicht den Anspruch an mich selbst, am Ende des Jahres hinter jeden Punkt einen Haken setzen zu können. Deshalb stehen dort auch Sachen, die wenig messbar sind. Aber das wird mich nicht davon abzuhalten, mir auf die Schulter zu klopfen, wenn ich einen Punkt abhaken kann!

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Café cum laude wird ein Jahr alt!

Der heutige Beitrag ist ein ganz Besonderer. Ein Geburtstagsbeitrag! Am 30. November 2017 haben wir hier den ersten Beitrag zum Thema “Promovieren – soll ich oder soll ich nicht?” veröffentlicht. Dieser Blog ist jetzt also (quasi) ein Jahr alt. Als wir diesen Blog gegründet haben, war der schwierigste Teil einen guten Namen zu finden (Elfenbeinturm war echt lange im Rennen!).

Beim Bloggen lernt man eine ganze Menge, sei es ganz klassisch durch Recherche oder weil man seine Gedanken endlich mal zu Ende denkt. Vor allem lernt man einiges über Authentizität. Es ist natürlich der heilige Gral eines jeden Blogs, authentisch zu sein. Aber nicht nur das, es ist zentral für unsere Beziehungen, dass wir wir selbst sind, und das gilt auch für die Beziehung zu unseren Lesern. Dem gegenüber steht aber, dass das Internet ein öffentlicher Ort und nicht immer ein netter Ort ist. Wir gehören noch der Generation an, die tief verankert hat: “Poste nichts, was du nicht in der Tageszeitung lesen willst.”

Ehrlich sein bedeutet natürlich nicht, sein komplettes Innenleben darzustellen, aber es bedeutet eben doch, sich verletzlich zu machen. Gedanken und Gefühle, die in Worte gefasst nachlesbar sind, sind etwas ganz anderes als Gedanken und Gefühle, die man beim Bier in der Kneipe äußert. Sich in Textform zu positionieren und verletzlich zu machen ist eine herausfordernde, aber sehr schöne Tätigkeit. Gerade für Doktoranden steht sie im Kontrast zum akademischen Schreiben, bei dem man sich nie einfach so mit einer Idee herauswagt, sondern diese immer durch Quellen oder Daten belegt. Deshalb: Ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Gastblogerinnen, die sich mit uns auf dieses Abenteuer eingelassen haben!

In diesem Sinne möchten wir euch ermutigen, gerade als Doktoranden immer wieder ehrlich über eure Sorgen, Ängste, Träume und Erfolge zu sprechen – ob mit euren Kommilitonen, Freunden, Geschwistern oder Eltern, oder auch in einem öffentlichen Medium. Lasst uns versuchen, im Zweifelsfall lieber ein bisschen zu offen als ein bisschen zu cool zu sein.

Danke, dass ihr uns lest!

Franziska & Ulrike

Und, was natürlich in keinem Geburtstagsbeitrag fehlen darf:

Unsere liebsten Posts:

Wissenschaftlerin und Mutter – ein Zwischenstand

Networking: The strength of weak ties

Das Home Office meistern, oder: wie ich lernte, von zu Hause aus zu arbeiten

10 Tipps gegen den Dissertation Blues

Prokrastination – 7 vielleicht hilfreiche Gedanken dazu

Reihen:

The art of Academic Writing, Teil 1, Teil 2 und Teil 3

Ich mache Tierversuche, Teil 1, Teil 2 und Teil 3

Unbedingt lesenswert sind auch unsere Gastbeiträge, die findet ihr hier.

In der Leserstatistik stehen übrigens immer wieder “Was sind Journal Impact Factor und h-Index?” und “Citavi vs. Zotero: Ein Erfahrungsbericht” hoch im Kurs. Vermutlich, weil diese beiden Themen häufig gegoogelt werden.

 

Was man in einer Promotion wirklich lernt – Teil 2

Christine Stedtnitz

Heute geht es weiter mit der Mini-Serie “Was man beim Promovieren wirklich lernt” unserer Gastautorin Christine Stedtnitz. Christine promoviert an der University of Essex in Colchester (UK) und hat für uns ihre gesammelten Weisheiten und Tipps zusammengefasst!

Teil zwei einer zweibloggigen Serie. Letzte Woche: Teil 1, Akademische Weisheiten. Heute: Teil 2, Weitere Weisheiten: persönliche Erkenntnisse und soft skills. Man könnte sie auch Erkenntnisse der Selbstständigkeit taufen, oder Lebenserfahrung, aber als Promovierende in Selbsttherapie führen wir sie selbstverständlich ausschließlich auf unsere Promotion zurück.

Teil 2: Persönliche Weisheiten

Als ich mal ein Jahr in Frankreich studiert habe, habe ich gelernt, dass jedes Essay, genau wie jede Vorlesung, genau drei Punkte haben darf. Man nennt sie: „großes eins“, „große zwei“, und „große drei“, römisch nummeriert. (Selbstverständlich werden die Überschriften in der Vorlesung mitdiktiert. Während deutsche Studierende gegen Ende der Vorlesung die eurozentrische Brille des Dozenten bemängeln, beziehen sich Rückfragen der französischen Kommilitonen auf die großen Nummern: War Punkt X Teil des großen 2 oder Teil des großen 3? Große Frage.) Also: drei große weitere Weisheiten aus dem PhD. (Dass jeder große Punkt gleich lang sein muss und zudem entweder zwei oder drei Unterpunkte haben darf, werden wir im Folgenden ignorieren.)

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Was man in einer Promotion wirklich lernt – Teil 1

Diese Woche gibt es wieder einen Gastbeitrag von Christine Stedtnitz. Christine promoviert in Politikwissenschaft an der University of Essex in Colchester. Ihre Freizeit verbringt sie allerdings lieber in London, wo es den besseren Kaffee gibt. Sie hat für uns zusammengefasst, was man beim Promovieren wirklich lernt. Heute geht es los mit Teil 1: Akademische Weisheiten.

Ein Professor, das weiß jedes Kind, ist ein bärtiger älterer Herr,  der jeden Nachmittag bis in die frühen Abendstunden mit einer kubanischen Zigarre im linken Mundwinkel in einem Sessel vor seinem Kamin sitzt, und seinen Blick abwechselnd in ein dickes, ledergebundenes Buch und, nachdenklich, in das knisternde Feuer wirft. Er schläft jeden Morgen bis 8 Uhr, schlürft jeden Morgen um halb 9 seinen frisch gebrühten Filterkaffee, von dem jeden Morgen mindestens ein paar Tropfen seine FAZ schmücken, spaziert um Punkt 9:55 los zur 10 Uhr-Vorlesung, lässt pünktlich um viertel nach 10 seine Ledertasche auf das Pult plumpsen, betrachtet eingehend und leicht kurzsichtig sein mit Zunahme der Semesterwochenzahl schwindendes Publikum und ergreift nach einem kurzen Augenblick, so er denn Naturwissenschaftler ist, die weiße Kreide oder, so er denn Geisteswissenschaftler ist, die kubanische Zigarre und richtet sich, der Naturwissenschaftler vor der Tafel und der Geisteswissenschaftler auf dem hölzernen Stuhl, den seine Sekretärin nun wirklich doch einmal auswechseln sollte, ein. Und doziert. Ab 10.20 Uhr ist er so in seine Vorlesung vertieft, dass ihn weder das Mitschreiben der fleißigen Kommilitonen noch das beschauliche Schnarchen der letzten Reihen sonderlich beeindruckt; erst der Gong um 11.45 Uhr unterbricht – rüde! – seinen Gedankengang und somit seine Vorlesung. „Auf Wiedersehen“ sagt er bevor er den letzten Satz zu Ende sprechen konnte, erfreut sich der klopfenden Masse, und bewegt sich sogleich in die Mensa, wo er alltäglich um Punkt 12 seine Fachgenossen zum Feierabend trifft. (Denn an das Mensaessen hat er sich bereits vor 40 Jahren gewöhnt.) Nach der Kohlroulade macht er sich auf und spaziert nach Hause (das mit dem Laufen hat ihm sein Arzt verordnet und sein Haus befindet sich selbstverständlich in bester Wohnlage, fußläufig zur innerstädtischen Universität.) Dort legt er sich erst einmal auf einen 45-minütigen Mittagsschlaf je nach Saison in die Hängematte oder das Sofa. Dann, um Punkt 15 Uhr, ergreift er sein Buch, seine Zigarre, und sein abgewetztes Notizbuch und liest und schreibt, bis ihn seine Frau oder seine Haushälterin – rüde! – zum Abendessen beordert.

Was also lernt ein Doktorand oder eine Doktorandin? Einfach. So wie Prinz William sich auf das Königsein vorbereitet, bereitet sich der oder die Promovierende auf das Professorsein vor. Man liest, recherchiert, denkt, schreibt und trinkt ungemein viel Kaffee.

Das mit dem Kaffee sollte sich als wahr herausstellen.

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