Wie feiert man eigentlich seine Erfolge?

Vor ein paar Wochen an einem Donnerstag habe ich meine Dissertation abgegeben. Vier Tage später, am Montagabend, wurde mir plötzlich klar, dass ich meinen besten Freunden noch nicht davon erzählt hatte. Ich hatte am Donnerstag eine Nachricht an meinen Mann und meine Eltern geschickt und das war das. Alle weiteren Personen, denen ich davon erzählt hatte, hatte ich sowieso getroffen und wahrheitsgemäß auf „Was gibt’s bei dir so?“ geantwortet. Ist das nicht schockierend? Ich habe mich dann gefragt, ob es nun meine persönliche Schwäche ist, dass ich Erfolge nicht so leicht genießen kann oder ob das ein typisches Problem ist. Ich hatte zwar keine Zeit für eine repräsentative Umfrage, aber da ich davon ausgehe, dass der eine oder die andere ähnlich tickt, habe ich zumindest diesen Post geschrieben.

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Was ist der College Admissions Scandal?


Habt ihr es schon mitbekommen? Der Betrugsskandal um amerikanische Elite-Unis kriegt seine eigene Fernsehserie! Den meisten deutschen Medien war der Skandal eine Notiz in der Leute-Spalte wert. Immerhin ist unter anderem die Desparate Houswives-Schauspielerin Felicity Huffman angeklagt. Huffman habe, so der Vorwurf, ihrer ältesten Tochter durch die Zahlung von 15.000 US-Dollar zu einem besseren Ergebnis beim Aufnahmetest für amerikanische Colleges (den SATs) verholfen. Huffman ist nur eine von insgesamt fünfzig Angeklagten, die insgesamt mehrere Millionen Dollar Bestechungsgeldergezahlt haben sollen, um Testergebnisse zu manipulieren und Sporttrainer zu bestechen, um ein gutes Wort für die Bewerber einzulegen. 

Was hat es mit dem College Admissions Scandal auf sich? 

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Ich hasse unsere Liebe auf Distanz

Ich mochte Revolverheld noch nie aber ihren Song „Liebe auf Distanz“ finde ich besonders ätzend. Wer will das hören? Für wen ist diese Lied? Ich bin ziemlich sicher, dass jeder, der sich in einer Fernbeziehung befindet, umschaltet sobald es im Radio kommt. Ich zum Beispiel.

Das Thema Fernbeziehung ist so sehr ein Wissenschaftlerthema, dass es auf englischen Uniblogs sogar einen Begriff dafür gibt: the two-body problem. Das soll ein mittelmäßig witziges Wortspiel auf das Dreikörperproblem der Physik sein. Dabei geht es darum die Bahnen dreier Himmelkörper, die sich gegenseitig anziehen, zu berechnen. Wie auch immer.

Mit dem Zweikörperproblem ist speziell gemeint, dass zwei Menschen, die sich in einer romantischen Beziehung befinden und beide im wissenschaftlichen Betrieb arbeiten wollen, kein leichtes Los haben. Eine wissenschaftliche Karriere erfordert, dass man da hin zieht wo die Arbeit ist und zwei gute wissenschaftliche Stellen in Pendelweite zu finden ist schon in Europa schwierig, in den USA quasi unmöglich.

Natürlich ist diese Problem nicht einzigartig für wissenschaftliche Karrieren. Tendenziell ziehen wir häufiger um, um Studienplätze, Promotionsstellen oder Jobs anzunehmen, dabei ist manchmal eine Fernbeziehung die Folge.

Mein Freund und ich führen seit etwa einem Jahr eine Fernbeziehung zwischen Detroit und Münster. Genau, Detroit in den USA. Die schnellste Verbindung von Düsseldorf nach Detroit braucht 12 Stunden. Das verrückte ist: Ich glaube wir machen das ziemlich gut. Falls ihr also an Gedanken und Tipps zum Thema Fernbeziehung interessiert seid, lest hier weiter.

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Warum eine Dissertation schreiben genauso ist wie eine Hochzeit zu planen

Durchschnittlich sind Frauen bei ihrer (Erst)heirat 31,7 Jahre alt, Männer 34,2 Jahre. Zum Abschluss ihrer Promotion waren die Deutschen im Jahr 2013 im Schnitt 33 Jahre alt . Das heißt, dass die verheirateten Promovendinnen dies mit einiger Wahrscheinlichkeit im Laufe ihrer Promotion geheiratet haben, die Männer statistisch gesehen danach. Zufälligerweise falle ich in dieses demographische Element: Ich habe, während ich an meiner Dissertation gearbeitet habe, eine ganze Weile damit verbracht, meine Hochzeit zu planen. Das war nicht nur eine willkommene Ablenkung – ich bin der Meinung, dass das Projekt Diss und das Projekt Hochzeit tatsächlich viele Gemeinsamkeiten aufweisen! Und dass ich durchaus einiges bei der Hochzeitsplanung gelernt habe, das ich auch auf mein Diss-Projekt anwenden konnte. Nur eine Ausrede, um mein Gewissen zu erleichtern? Vielleicht. Aber urteilt selbst:

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8 Dinge, die ich über die Wissenschaft gelernt habe

Between the lines – Die ungeschriebenen Regeln der Wissenschaft verstehen lernen
(Foto: Guido Klumpe, Flickr)

Bei einer Weihnachtsfeier saßen wir – Doktoranden, Hilfskräfte und andere Beteiligte im Wissenschaftsbetrieb – beisammen und sprachen darüber, warum es eigentlich so viele Sammelbände in den Geisteswissenschaften gibt. Jedes Jahr werden unzählige neue Sammelbände herausgegeben, die, ganz ehrlich, häufig von minderer Qualität sind und niemanden sonderlich interessieren. Aber es wird fleißig weiter publiziert. Warum?

Und warum tragen eigentlich auf Konferenzen immer nur die selben Namen vor (und wollen am liebsten vorher wissen, wer noch so kommt)? Und stellen Fragen, die allenfalls peripher etwas mit dem Vortrag zu tun haben?

Hier legten wir kurz eine Pause ein.  Unsere junge Kollegin warf ein, dass sie gerade außerordentlich viel lerne. Tatsächlich: Das war nur der Anfang von lauter ungeschriebenen Regeln, die unser Wissenschaftsgebäude zusammen halten. Wir haben mal zusammengetragen, was uns so einfällt an Regeln, die man als Studentin nicht einmal erahnt hat, die aber als Doktorand höchst nützlich zu wissen sind. 

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Das Ende ist absehbar

Ein paar völlig subjektive und wenig zusammenhängende (eher negative) Gedanken zum letzten Jahr der Dissertation. Die Abschlussphasen-Thematik häuft sich gerade auf dem Blog, hier und hier hat Ulrike schon darüber geschrieben, wie man seine Diss gut zu Ende bringt.

Über das erste Jahr der Dissertation gibt es meistens weniger zu sagen (klagen). Im ersten Jahr meiner Doktorarbeit war ich total motiviert und begeistert. Man hätte mich gar nicht bezahlen müssen, ich hätte auch so gerne im Labor gearbeitet. Natürlich ist man mit Vielem überfordert aber man lernt eben auch sehr viel. Vor allem ist man hauptsächlich mit technischen Dingen und konkreten (Arbeits-)Abläufen überfordert, das sind alles Dinge von denen man weiß, dass man sie lernen kann. Falls ihr euch in dieser Phase der Doktorarbeit befindet, hört jetzt auf zu lesen!

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Ich, Akademikerin: Frau-Sein in der Wissenschaft

Ein Gastbeitrag von Christine Stedtnitz (University of Essex, Colchester)

Marie Curie – unter Männern

Dieses Genderthema finde ich ziemlich nervig.

Wenn Politiker von „Bürgerinnen und Bürgern“ sprechen, halte ich das für Wort- und Zeitverschwendung. Wenn Bürgerinnen und Bürger ihre Sätze mit „ich als Mann“ oder mit „ich als Frau“ anfangen habe ich selten Lust, den Rest des Satzes anzuhören. Bei „Du als Frau“ oder „Du als Mann“ werde ich passiv aggressiv. Wenn der Satz mit „müsstest“ weitergeht, kündige ich die Freundschaft auf.

All das änderte sich schlagartig, als ich, anno 2015, begann zu promovieren. Plötzlich redete alles über gender. Ständig. Und das obwohl zumindest mein Promotionsjahrgang vollkommen gender-ausgeglichen war. Schon in meinem ersten Promotionssemester wurde mir zugeteilt, dass es Mentoringprogramme gäbe, nur für Frauen, ganz toll, und, noch toller, eine Konferenz in den USA, wo ich nur Frauen meine Forschung vorstellen könnte. Als pflichtbewusste Preußin habe ich auch sofort eine halbherzige Bewerbung mit einem mittelmäßigen Abstract eingereicht. (Wundersamerweise bekam ich eine Absage.)

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