Abbrechen oder Durchhalten? Teil 1

Herzlich Willkommen zurück nach der Sommerpause! Ich hoffe ihr ertragt die Hitzewelle und verbringt eure Zeit im Wasser statt am Schreibtisch soweit möglich.

Ich wage mal diese These: Jede Doktorandin und jeder Doktorand denkt während der Promotion ans Aufhören. Die Frage ob man eine Promotion durchziehen oder abbrechen sollte wird dementsprechend in Foren und auf Blogs viel diskutiert. Auch mir ist beim Schreiben aufgefallen, dass es eine Menge Argumente, Gefühle und Sorgen gibt, die dabei mitspielen. Daher wird dieser Artikel zwei Teile haben. In Teil 1 geht es um die häufigsten Probleme, die Doktoranden ans Aufhören denken lassen. In Teil 2 wird es um die guten oder schlechten Gründe gehen aus denen Doktoranden sich dann doch entscheiden weiter zu machen.

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Urlaub und Sommerpause – „Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.“ (John Steinbeck)

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Sommer, Sonne, Urlaubszeit? Für Promovierende ist es leider nicht so einfach, um nicht zu sagen: Urlaub ist ein echtes Reizthema. Immer wieder treffe ich Doktoranden, die sich damit brüsten, seit 3 Jahren keinen Urlaub gemacht zu haben. Auch wenn der Urlaub jedem angestellten Promovenden vertraglich zusteht: an manchen Instituten gehört es zum guten Ton, während der kompletten Promotion keinen Urlaub zu nehmen. In einem solchen Umfeld kommentieren Kolleginnen und Kollegen Urlaubspläne gerne mit einer hochgezogenen Augenbraue. Dabei schwingt der unausgesprochene Vorwurf mit: wer Zeit für Urlaub hat, bei dem kann es mit dem Arbeitsethos ja wohl nicht so weit her sein.

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Wie ist es eigentlich… in Schweden zu promovieren?

Forschung ist heute international und deshalb ist es inzwischen keine Seltenheit mehr, einen Teil oder sogar die ganze Promotion im Ausland zu verbringen. Wir freuen uns sehr, heute einen Gastbeitrag in unserer Serie “The International PhD” über das Promovieren in Schweden mit euch teilen zu können! Gastautorin Lea Eldstål-Ahrens promoviert seit September 2019 in den Bildungswissenschaften an der Göteborger Universität in Schweden. In ihrer Forschung untersucht sie, wie Grundschulkinder zu demokratischen Konzepten wie Gleichheit, Macht und Repräsentation in Gruppendiskussionen argumentieren. In diesem Blogeintrag konzentriert sich Lea auf die Forschungsausbildung der Göteborger Universität.

Lea Eldstål-Ahrens in der Göteborger Innenstadt

Die letzten Prüfungen sind bestanden, „Midsommar“ ist gefeiert und der Urlaub ruft: Mein erstes Studienjahr als Doktorandin an der Göteborger Universität liegt so gut wie hinter mir – Zeit für einen Zwischenbericht. Den Begriff Studienjahr benutze ich deshalb, weil die Promotion hier tatsächlich viel mehr einem (dritten) Studium gleicht als ich es in Deutschland erfahren habe. Diesen Vergleich kann ich machen, da ich in Deutschland vor 4 Jahren meinen ersten Promotionsversuch gestartet habe. Aufgrund meines Umzug nach Schweden habe ich diesen nach etwa eineinhalb Jahren beendet und könnte aus jetziger Perspektive über diese Entscheidung nicht glücklicher sein.

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Chunk-Work oder die Macht des freien Tages

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Viele Promotionsratgeber vergleichen die Doktorarbeit mit einer Pflanze, die man kontinuierlich pflegen und jeden Tag gießen soll. Würde man das nicht tun – und die Pflanze dann nach Wochen mit einer ordentlichen Portion Wasser bzw. Arbeit überschütten, verkraftet das Pflänzchen das nicht und geht ein. Es gibt dementsprechend auch viele Tipps à la „jeden Tag mindestens einmal das Diss-Dokument aufmachen“ um „am Ball zu bleiben“. Für viele ist das bestimmt der richtige Weg und gegen kontinuierliches Arbeiten habe ich auch gar keine Argumente. Trotzdem habe ich gemerkt, dass ich deutlich besser mit meiner Doktorabeit vorankomme, seitdem ich nicht mehr jeden Tag daran arbeite. Ich gebe sogar zu – ich habe regelmäßig „dissfreie Tage“ – unter der Woche!

Ich spoilere schon mal so viel: Die Methode hinter diesem ketzerischen Arbeitsrhythmus heißt Chunk-Work und sie hat meinen Arbeitsalltag revolutioniert.

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“Vielen Dank für den Vortrag, das ist alles Quatsch” – Wie geht man mit Feedback um?

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Vor Kolloquien, Konferenzvorträgen oder bevor man die E-Mail mit dem aktuellen Kapitel an die Betreuung sendet, rutscht den meisten Promovierenden kurz das Herz in die Hose. Obwohl man einerseits Rückmeldung bekommen und Aspekte diskutieren will, ist da immer die Angst vor vernichtender Kritik. Sobald man erste Texte oder Ergebnisse präsentiert, macht man sich angreifbar. Viele von uns haben nie richtig gelernt, mit Feedback umzugehen – und leider wissen viele auch nicht, wie man konstruktives Feedback gibt.

Negatives Feedback kann schnell das gesamte Weltbild ins Wanken bringen. Plötzlich sind da Gedanken wie: „Oh Gott, bin ich wirklich so schlecht? Ist das alles Blödsinn? Das ist der Teil, bei dem ich mir sicher war – wie schrecklich ist dann erst der Rest? Ich habe die letzten Jahre nur Zeit verplempert und sollte die Diss abbrechen!“ (Klingt verdächtig nach Hochstapler-Syndrom!)

Auch wenn diese Gedanken ganz normal sind, sind sie natürlich Quatsch. Feedback – auch negatives – ist per se nichts schlechtes, sondern ganz normaler Teil des Forschungsprozesses. Wenn man lernt, Feedback richtig für sich zu nutzen, muss man vor Kritik keine Angst haben!

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Eine Verteidigung per Zoom – 4 praxiserprobte Tipps

Photo by Suad Kamardeen on Unsplash

Man kann es langsam nicht mehr hören, aber es ist nun mal Realität: die Corona-Pandemie hat uns fest im Griff und plötzlich ist alles anders. Das gilt für das Leben im Allgemeinen und für das Promovieren im Speziellen. Wenn man es trotz Home-Office, geschlossenen Bibliotheken und abgesagten Feldphasen geschafft hat, die Doktorarbeit abzugeben, redet Corona auch noch ein Wörtchen bei der Verteidigung mit.

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Wann soll man mit dem Schreiben der Diss anfangen?

Photo by Patrick Fore on Unsplash

Ein Ratschlag, den bestimmt viele Promovierenden in den letzten Wochen gehört haben (Stichwort Corona-Krise), lautet: „Nutz doch die Zeit und fang schon mal mit dem Schreiben an“. Gut gemeint. Der Gedanke, in die Schreibphase der Dissertation einsteigen, löst jedoch bei vielen Promovierenden eine gewisse Panik aus.

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Was verdienen Doktoranden?

Die Corona-Krise hat uns weiterhin fest im Griff und ein Thema, das immer mehr Raum einnimmt, ist die wirtschaftliche Krise die damit einhergeht. In einer Rezession bekommt die Frage „Wie finanziere ich eigentlich meine Doktorarbeit?“ für Viele ein stärkeres Gewicht.

In einer schwierigen wirtschaftlichen Situation entscheiden sich einige vielleicht sogar eher für eine Promotion, da die Jobsuche außerhalb der Uni schwierig ist und eine Promotion vielleicht die eigenen Chancen erhöht. Eine Promotion anzufangen, weil man keinen anderen Job findet kann aber auch richtig schief gehen. Vor allem, weil man sich in ein Projekt stürzt, das extrem anspruchsvoll ist aber nicht das was man eigentlich wollte. Zur Frage „Soll ich promovieren oder nicht?“ findet ihr hier mehr.

Zur Frage ob sich eine Doktorarbeit finanziell lohnt habe ich zwei relativ aktuelle Artikel (beide von 2019) gefunden. Einmal hier vom FAZ Schulportal und einmal hier von der Agentur „Text und Wissenschaft“.

In diesem Beitrag habe ich euch heute die wichtigsten Infos zum Thema „Was verdienen Doktoranden?“ zusammengetragen: The Good, the Bad and the Ugly – drei Modelle um eine Doktorarbeit zu finanzieren

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Wie schaffe ich es, Abstand von der Diss zu gewinnen?

Wie komme ich aus dem Gedankenkarussel wieder heraus? Foto von Eric Tompkins auf Unsplash

Wenn die Diss‘ dich um den Schlaf bringt

Ein Interview mit Felix Hoffmann, Psychologischer Psychotherapeut in Ausbildung (Verhaltenstherapie)

[Enthält Werbung: Weil dieser Post Empfehlungen für hilfreiche Bücher und Podcasts enthält, müssen wir ihn als Werbung kennzeichnen. Unser Blog ist komplett nicht kommerziell, wir erhalten keinerlei Gegenleistung für die Empfehlungen.]

Nach einem anstrengenden Tag an der Diss liegst du erschöpft im Bett und willst einfach nur abschalten. Aber sobald du die Augen schließt, geht fast wie auf Knopfdruck dieses Geschnatter in deinem Kopf los. All die unerledigten To Do’s türmen sich gedanklich vor dir auf. Vor deinem geistigen Auge tauchen Ausschnitte der Literatur auf, die du heute gelesen hast. Wie eine Bande wildgewordener Affen springen deine Gedanken von einem Thema zum nächsten und du merkst, wie du langsam immer unruhiger wirst, dein Herz klopft, dir warm wird und du dich innerlich ermahnst, jetzt aber dringend schlafen zu müssen.

So oder so ähnlich geht es vielen Menschen, die von ihrem inneren Gedankenkarussell um den Schlaf gebracht werden. Weil das auf Dauer enorm kraftraubend und belastend sein kann, haben wir einen Psychologen gefragt, wie man mit diesem Problem umgehen kann.

Felix Hoffmann ist Psychologischer Psychotherapeut in Ausbildung (Verhaltenstherapie)

Felix Hoffmann ist 30 Jahre alt und Psychologischer Psychotherapeut in Ausbildung (Verhaltenstherapie). Er interessiert sich sowohl beruflich als auch privat für den Bereich Meditation und Achtsamkeitstraining. Wir sind sehr froh, dass er uns hier praktische Tipps und persönliche Erfahrungen weitergibt, die er im Bereich Achtsamkeit gesammelt hat. Vielen Dank dafür!!

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(M)ein anderer Blick auf die Corona-Krise

Ein Gastbeitrag von Katrin Getschmann

Piacenza: Foto von Davide DeNova auf Flickr

Dieser Beitrag entstand in Reaktion auf Franziska Englerts Artikel “Die Liebe zur Forschung in Zeiten von Corona.” Wir sind Katrin sehr dankbar, dass sie uns hier einen sehr ehrlichen Einblick in ihre Erfahrungen in der Bewältigung von Krisen gibt – und auch erzählt, wie Corona die Diss auf einmal ganz persönlich machte.

Ich bin noch nicht ganz fertig mit meiner Doktorarbeit. Noch nicht – diese Formulierung trage ich seit langer Zeit mit mir herum. Immer wieder habe ich das Schreiben unterbrochen, nicht, weil ich keine Lust mehr hatte, sondern weil das Leben dazwischenkam. Bei den meisten meiner Mitdoktoranden waren es Familiengründungen, durchweg sehr schöne Ereignisse. Mich hat ein schwerkranker Elternteil begleitet – vier Jahre lang – und als Familie haben wir versucht, das Beste daraus zu machen. Ich glaube, es ist uns geglückt.

Ich muss manchmal daran denken, wenn ich das erste Kapitel überarbeite, das ich vor wirklich vielen Jahren schrieb. Wenn ich heute das Datum 26.09.2012 in einer Fußnote lese, dann weiß ich: Damals war meine Welt als junge Doktorandin noch einigermaßen in Ordnung, eine Woche später befand ich mich mitten in einer unwirklichen Realität. Ich hatte bis dahin „nur“ mit den ungewohnten Gepflogenheiten einer fremden Stadt zu kämpfen, in die ich zum Promovieren zog, hatte „nur“ eine Fernbeziehung und Heimweh, das mich regelmäßig den Supermarkt plündern ließ. Doch dann wurde alles plötzlich anders, viel schlimmer und teilweise doch auch besser. Ich wünsche keinem, der dieser Tage seine Promotion beginnt oder schreibt, ähnliche Erfahrungen wie meine. Ich hoffe, dass es in dieser Krise mehr verständnisvolle, flexibel denkende und vertrauende Doktorväter oder Doktormütter (und generell Arbeitgeber) gibt wie meine. An dieser Stelle vorab einmal: Danke – von ganzem Herzen! Mein Promotionsprojekt hat mich durch all die Jahre begleitet und zum Durchhalten motiviert. Wer oder was auch immer mein Leben verließ oder sich veränderte, der Text blieb und wartete geduldig auf mich.

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