Urlaub und Sommerpause – „Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.“ (John Steinbeck)

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Sommer, Sonne, Urlaubszeit? Für Promovierende ist es leider nicht so einfach, um nicht zu sagen: Urlaub ist ein echtes Reizthema. Immer wieder treffe ich Doktoranden, die sich damit brüsten, seit 3 Jahren keinen Urlaub gemacht zu haben. Auch wenn der Urlaub jedem angestellten Promovenden vertraglich zusteht: an manchen Instituten gehört es zum guten Ton, während der kompletten Promotion keinen Urlaub zu nehmen. In einem solchen Umfeld kommentieren Kolleginnen und Kollegen Urlaubspläne gerne mit einer hochgezogenen Augenbraue. Dabei schwingt der unausgesprochene Vorwurf mit: wer Zeit für Urlaub hat, bei dem kann es mit dem Arbeitsethos ja wohl nicht so weit her sein.

Die Promovierenden, die über ein Stipendium finanziert sind, haben es da auf den ersten Blick leichter – schließlich müssen sie sich nicht gegenüber der Arbeitgeberin rechtfertigen. Tatsächlich umfasst ein Stipendium im Gegensatz zu einem Arbeitsvertrag aber keinen Urlaubsanspruch. Das führt oft dazu, dass Stipendiatinnen und Stipendiaten sich selbst nicht erlauben, eine Pause einzulegen.

Warum Urlaub für Promovierende so wichtig ist

Egal welcher der Hintergrund ist – als Promovierender auf Urlaub zu verzichten, ist ein großer Fehler. Auch wenn der eine oder die andere jetzt aufschreit: „Pah! Urlaub während der Doktorarbeit muss man sich erstmal leisten können!“ Natürlich, es gibt finanzielle und zeitliche Zwänge, die Urlaub auf den ersten Blick unmöglich erscheinen lassen. Trotzdem ist vor allem das Argument „Ich habe so viel zu tun, ich habe keine Zeit für eine Pause“ totaler Quatsch. Die Logik ist eigentlich einfach: wer viel arbeitet, braucht regelmäßig eine Pause. Urlaub bringt die nötige Regeneration, ohne die die Forschungsarbeit nicht weitergeht. Wenn der Tank leer ist, kann das Auto schließlich auch nicht weiterfahren. Und wenn man es trotzdem versucht, macht man das Auto kaputt.

Die Anzeichen für Urlaubsreife kennen wir alle: das Aufstehen fällt schwer, die Konzentration ist weg, man fühlt sich ausgepowert, der Arbeitstag zieht sich endlos. Wenn man diese Signale missachtet, wird der Arbeitsalltag immer mehr zum Chaos, man wird fahrig und macht Fehler – man fühlt sich gehetzt und verweigert sich auch noch die wenige Freizeit, die noch bleibt. Ein fataler Fehler, denn je weniger man das Gefühl hat, sich eine Pause gönnen zu können, desto dringender braucht man Urlaub. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass die Produktivität durch solche Erholungspausen nicht abnimmt, sondern sogar steigt! Urlaub ist wahnsinnig wichtig, um neue Kraft für die Doktorarbeit zu tanken: nur durch den Abstand kann man neue Inspiration und frische Ideen sammeln. Das Gefühl von Freiheit hilft im besten Fall, die Diss für ein paar Tage vollkommen zu vergessen und den Kopf freizubekommen. Im Idealfall schlägt sich diese Pause auch körperlich nieder: im Urlaub kann man im wahrsten Sinne des Wortes endlich durchatmen, sich mehr bewegen und nicht nur auf dem Schreibtischstuhl lümmeln und vielleicht auch besser schlafen.

Urlaub trotz Corona

In diesem speziellen Jahr ist das Thema Urlaub noch komplizierter als sonst: zu den finanziellen Sorgen, die durch Corona ausgelöst wurden, kommen Reisewarnungen, Quarantäne und die Aussicht auf Ferien hinter Plexiglas.

Trotzdem heißt das nicht, dass Urlaub in diesem Jahr komplett flachfallen muss. Vielleicht ist es möglich, Freunde oder Verwandte zu besuchen, die in einer anderen Stadt wohnen. Häufig hilft schon ein Tapetenwechsel, eine andere Marmeladensorte zum Frühstück und ein neuer lokaler Radiosender, damit Urlaubsstimmung aufkommt. Wenn das nicht geht, kann man auch Urlaub zu Hause machen: Tagesauflüge in Naherholungsbiete oder benachbarte Städte, einen ganzen Tag im Schwimmbad oder am See verbringen, ein Picknick machen. Viele Leute haben in ihrer Heimatstadt noch selten die klassischen Touri-Hotspots abgeklappert, die obligatorische Bootsfahrt gemacht oder den Kirchturm bestiegen. Es lohnt sich auch, mit der Straßenbahn in ein unbekanntes Viertel zu fahren, dort nach einem Frühstückslokal zu suchen, durch die Gassen zu flanieren und eine neue Eisdiele zu entdecken – das fühlt sich fast wie Urlaub an. Für Fortgeschrittene gibt es auch noch die Möglichkeit, im Garten zu zelten oder Matratzen auf den Balkon zu legen.

Auch wenn der Urlaub während der Diss vermutlich eher selten 6 Wochen Malediven sein wird – noch weniger in diesem Jahr – sollte man sich Wege suchen, um regelmäßig Ferien und Pause zu machen. Das geht auch mit kleinem Budget und knappem Zeitplan.

Genau deshalb verabschieden auch wir bei Café cum laude uns in die wohlverdiente Sommerpause, um neue Kreativität und frische Ideen zu sammeln. Wir melden uns ab dem 20. August wieder mit Blogposts zurück!

Wir wünschen Euch einen schönen Sommer!

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