Promovieren mit Perspektive – eine gute Idee und ein hilfreiches Handbuch noch dazu

Direkt zu Beginn: Promovieren mit Perspektive* ist ein relativ neues Handbuch zum Thema in der Reihe utb – es ist Ende 2021 erschienen und ich bin eine der Mitherausgeber*innen…und auch stolz darauf. Daher will ich hier auch gar keine neutrale Rezension oder ähnliches für das Buch anbieten (freue mich aber riesig, falls irgendjemand dazu Lust hätte – schreibt uns gerne an 🙂 ), sondern ein paar Gedanken teilen, die sich aus dem Titel und dem Inhalt des Buches ergeben. Und die auch für diesen Blog von Interesse sind. Denn was ist wohl einer der meist zitierten Tipps während der Promotionsphase? Richtig – mach dir einen Plan! Aber eine “Promotion mit Perspektive” anzufertigen beinhaltet nicht nur einen Plan zu haben, sondern noch einiges mehr. Daher hier ein paar Ausschnitte und Hinweise, die ich als besonders hilfreich empfinde.

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Rezension: Lesen im Geschichtsstudium

Warum braucht es ein Buch, das das Lesen erklärt?

Am Anfang meines Studiums war ich in vielfacher Hinsicht überfordert: Ich fühlte mich allein gelassen mit der Wahl meiner Seminare, war eingeschüchtert von der Intelligenz und Bildung meiner Kommilitonen und fragte mich, wie um alles in der Welt ich mehrere hundert Seiten pro Woche lesen sollte und dann auch noch die Inhalte im Seminar parat haben und diskutieren sollte. Meine Texte – wenn ich sie denn las – sahen nach dem Lesen wie ein Meer aus Gelb aus, weil mir einfach alles wichtig, neu, und daher markierenswürdig erschien. Schwierig, da noch den Überblick zu behalten – und was ist eigentlich ein Exzerpt?!

Wer im Rahmen seiner (geisteswissenschaftlichen) Promotion Studierende in den ersten Semestern unterrichtet, hat oft vergessen, was uns bis dahin selbstverständlich geworden ist: Wissenschaftliches Lesen ist eine Haltung, eine erworbene Fähigkeit, die viele Studierende noch nicht mitbringen (können) – und gleichzeitig die zentrale Fähigkeit, von deren Beherrschung letztendlich der Erfolg im Studium abhängt. Das gilt in der Geschichte ebenso wie in anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen (und natürlich auch in den Naturwissenschaften, für die aber noch einmal eigene Regeln gelten). Umso erstaunlicher, dass es für die Geschichtswissenschaft bislang kein Einführungswerk ins historische Lesen gab. Diese Lücke füllen Jana Weiß und Sarah Thieme* mit ihrem Büchlein „Lesen im Geschichtsstudium“, erschienen letztes Jahr als utb-Band im Verlag Barbara Budrich. Sie räumen eine Reihe von Missverständnissen rund um das historische (und geisteswissenschaftliche) Lesen aus dem Weg und geben praktische Tipps, wie Studierende sich Texten nähern können, wie sie entscheiden, welche Texte sie lesen wollen und welche nicht und wie sie diese Texte dann eben wissenschaftlich lesen – also mit Blick auf These und Argumentationsgang. Übrigens ist das Buch, trotz des Titels, nicht nur als Einführung in die Geschichtswissenschaften relevant: Auch in den meisten anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen gelten die Regeln, in welche Weiß und Thieme in diesem Buch die einführen.

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Konzentriert Arbeiten

Eine Buchrezension von Cal Newport’s 2017 auf Deutsch im Redline Verlag (München) erschienenen Buchs: Konzentriert Arbeiten. Regeln für eine Welt voller Ablenkungen.

Woody Allen hat in den 44 Jahren zwischen 1969 und 2013 44 Filme gemacht und 23 Academy Awards bekommen. Allen besitzt keinen Computer. Seine Drehbücher hat er auf einer alten deutschen Schreibmaschine geschrieben. Peter Higgs war so abgehängt, dass er 2013 erst durch Glückwünsche einer Nachbarin erfuhr dass er den Nobelpreis für Physik gewonnen hatte. Bill Gates funktionierte jedes Jahr zwei Wochen in „Think Weeks“ um, die er  denkend in einem kleinen Häuschen an einem See verbrachte.

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