Welche Zeitmanagement-Apps brauche ich für meine Promotion?

Ein Erfahrungsbericht und eine Ode an todoist.

Konzentriertes Arbeiten ist eine Kunst – und, wie letzte Woche festgestellt, eine lukrative! Um die Kunst zu meistern bietet das Internet mehr Apps als du je ausprobieren kannst. Also machen es dir einfach und rezensieren die beste.

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Konzentriert Arbeiten

Eine Buchrezension von Cal Newport’s 2017 auf Deutsch im Redline Verlag (München) erschienenen Buchs: Konzentriert Arbeiten. Regeln für eine Welt voller Ablenkungen.

Woody Allen hat in den 44 Jahren zwischen 1969 und 2013 44 Filme gemacht und 23 Academy Awards bekommen. Allen besitzt keinen Computer. Seine Drehbücher hat er auf einer alten deutschen Schreibmaschine geschrieben. Peter Higgs war so abgehängt, dass er 2013 erst durch Glückwünsche einer Nachbarin erfuhr dass er den Nobelpreis für Physik gewonnen hatte. Bill Gates funktionierte jedes Jahr zwei Wochen in „Think Weeks“ um, die er  denkend in einem kleinen Häuschen an einem See verbrachte.

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Ich, Akademikerin: Frau-Sein in der Wissenschaft

Ein Gastbeitrag von Christine Stedtnitz (University of Essex, Colchester)

Marie Curie – unter Männern

Dieses Genderthema finde ich ziemlich nervig.

Wenn Politiker von „Bürgerinnen und Bürgern“ sprechen, halte ich das für Wort- und Zeitverschwendung. Wenn Bürgerinnen und Bürger ihre Sätze mit „ich als Mann“ oder mit „ich als Frau“ anfangen habe ich selten Lust, den Rest des Satzes anzuhören. Bei „Du als Frau“ oder „Du als Mann“ werde ich passiv aggressiv. Wenn der Satz mit „müsstest“ weitergeht, kündige ich die Freundschaft auf.

All das änderte sich schlagartig, als ich, anno 2015, begann zu promovieren. Plötzlich redete alles über gender. Ständig. Und das obwohl zumindest mein Promotionsjahrgang vollkommen gender-ausgeglichen war. Schon in meinem ersten Promotionssemester wurde mir zugeteilt, dass es Mentoringprogramme gäbe, nur für Frauen, ganz toll, und, noch toller, eine Konferenz in den USA, wo ich nur Frauen meine Forschung vorstellen könnte. Als pflichtbewusste Preußin habe ich auch sofort eine halbherzige Bewerbung mit einem mittelmäßigen Abstract eingereicht. (Wundersamerweise bekam ich eine Absage.)

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Was man in einer Promotion wirklich lernt – Teil 2

Christine Stedtnitz

Heute geht es weiter mit der Mini-Serie “Was man beim Promovieren wirklich lernt” unserer Gastautorin Christine Stedtnitz. Christine promoviert an der University of Essex in Colchester (UK) und hat für uns ihre gesammelten Weisheiten und Tipps zusammengefasst!

Teil zwei einer zweibloggigen Serie. Letzte Woche: Teil 1, Akademische Weisheiten. Heute: Teil 2, Weitere Weisheiten: persönliche Erkenntnisse und soft skills. Man könnte sie auch Erkenntnisse der Selbstständigkeit taufen, oder Lebenserfahrung, aber als Promovierende in Selbsttherapie führen wir sie selbstverständlich ausschließlich auf unsere Promotion zurück.

Teil 2: Persönliche Weisheiten

Als ich mal ein Jahr in Frankreich studiert habe, habe ich gelernt, dass jedes Essay, genau wie jede Vorlesung, genau drei Punkte haben darf. Man nennt sie: „großes eins“, „große zwei“, und „große drei“, römisch nummeriert. (Selbstverständlich werden die Überschriften in der Vorlesung mitdiktiert. Während deutsche Studierende gegen Ende der Vorlesung die eurozentrische Brille des Dozenten bemängeln, beziehen sich Rückfragen der französischen Kommilitonen auf die großen Nummern: War Punkt X Teil des großen 2 oder Teil des großen 3? Große Frage.) Also: drei große weitere Weisheiten aus dem PhD. (Dass jeder große Punkt gleich lang sein muss und zudem entweder zwei oder drei Unterpunkte haben darf, werden wir im Folgenden ignorieren.)

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Was man in einer Promotion wirklich lernt – Teil 1

Diese Woche gibt es wieder einen Gastbeitrag von Christine Stedtnitz. Christine promoviert in Politikwissenschaft an der University of Essex in Colchester. Ihre Freizeit verbringt sie allerdings lieber in London, wo es den besseren Kaffee gibt. Sie hat für uns zusammengefasst, was man beim Promovieren wirklich lernt. Heute geht es los mit Teil 1: Akademische Weisheiten.

Ein Professor, das weiß jedes Kind, ist ein bärtiger älterer Herr,  der jeden Nachmittag bis in die frühen Abendstunden mit einer kubanischen Zigarre im linken Mundwinkel in einem Sessel vor seinem Kamin sitzt, und seinen Blick abwechselnd in ein dickes, ledergebundenes Buch und, nachdenklich, in das knisternde Feuer wirft. Er schläft jeden Morgen bis 8 Uhr, schlürft jeden Morgen um halb 9 seinen frisch gebrühten Filterkaffee, von dem jeden Morgen mindestens ein paar Tropfen seine FAZ schmücken, spaziert um Punkt 9:55 los zur 10 Uhr-Vorlesung, lässt pünktlich um viertel nach 10 seine Ledertasche auf das Pult plumpsen, betrachtet eingehend und leicht kurzsichtig sein mit Zunahme der Semesterwochenzahl schwindendes Publikum und ergreift nach einem kurzen Augenblick, so er denn Naturwissenschaftler ist, die weiße Kreide oder, so er denn Geisteswissenschaftler ist, die kubanische Zigarre und richtet sich, der Naturwissenschaftler vor der Tafel und der Geisteswissenschaftler auf dem hölzernen Stuhl, den seine Sekretärin nun wirklich doch einmal auswechseln sollte, ein. Und doziert. Ab 10.20 Uhr ist er so in seine Vorlesung vertieft, dass ihn weder das Mitschreiben der fleißigen Kommilitonen noch das beschauliche Schnarchen der letzten Reihen sonderlich beeindruckt; erst der Gong um 11.45 Uhr unterbricht – rüde! – seinen Gedankengang und somit seine Vorlesung. „Auf Wiedersehen“ sagt er bevor er den letzten Satz zu Ende sprechen konnte, erfreut sich der klopfenden Masse, und bewegt sich sogleich in die Mensa, wo er alltäglich um Punkt 12 seine Fachgenossen zum Feierabend trifft. (Denn an das Mensaessen hat er sich bereits vor 40 Jahren gewöhnt.) Nach der Kohlroulade macht er sich auf und spaziert nach Hause (das mit dem Laufen hat ihm sein Arzt verordnet und sein Haus befindet sich selbstverständlich in bester Wohnlage, fußläufig zur innerstädtischen Universität.) Dort legt er sich erst einmal auf einen 45-minütigen Mittagsschlaf je nach Saison in die Hängematte oder das Sofa. Dann, um Punkt 15 Uhr, ergreift er sein Buch, seine Zigarre, und sein abgewetztes Notizbuch und liest und schreibt, bis ihn seine Frau oder seine Haushälterin – rüde! – zum Abendessen beordert.

Was also lernt ein Doktorand oder eine Doktorandin? Einfach. So wie Prinz William sich auf das Königsein vorbereitet, bereitet sich der oder die Promovierende auf das Professorsein vor. Man liest, recherchiert, denkt, schreibt und trinkt ungemein viel Kaffee.

Das mit dem Kaffee sollte sich als wahr herausstellen.

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Wie ist es eigentlich… in England zu promovieren?

Heute haben wir eine Gastautorin aus England eingeladen: Christine Stedtnitz promoviert in Politikwissenschaften an der University of Essex. In ihrer Dissertation untersucht sie das Wahlverhalten in polarisierten Wahlkämpfen, insbesondere den Umgang mit falschen Fakten und mit Fakten, die die eigene politische Meinung herausfordern.

Hier ihr Erfahrungsbericht über das Promovieren in Brexit-Land!

Keine Lust mehr auf miefende alte verkrustete deutsche Unigebäude? Wie wär’s mit miefenden alten verkrusteten britischen Unigebäuden? Der Gedanke plagte mich vor gut drei Jahren, erst der erste, dann der zweite, und so erwachte ich eines Tages in einer bezaubernden britischen Kleinstadt, römisch, die älteste römische Stadt Großbritanniens (!) die, wie so oft, unter lateinischem Namen bekannter ist als unter Deutschem (Colchester, oder, wie bei Asterix bei den Briten, Camulodunum), mit dem Zug eine Stunde nordöstlich von London, mit dem Fahrrad eine Stunde westlich vom Wasser. Die Uni Essex stand der Uni Konstanz, vor der ich kam, in ihrem brutalistischen Charme der sechziger Jahre in nichts nach und so fühlte ich mich sogleich zuhause. Nach zweieinhalb Jahren also ein kurzer Leitfaden für den potentiellen Großbritannienpromovenden zum Thema Deutschland gegen England. Wir behandeln zwei Themen: England und englische Unis.

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