Wie ist es eigentlich… in einem Graduiertenkolleg zu promovieren?

Der heutige Beitrag stammt von unserer Gastautorin Johanna Spangenberg. Johanna promoviert seit April 2017 am Internationalen Doktorandenkolleg MIMESIS der LMU München und des Elitenetzwerk Bayerns. In ihrer Dissertation untersucht sie das intermediale Weiterdenken der Poetik Stéphane Mallarmés in den Schriften und Kompositionen Pierre Boulez’ und möchte in einem zweiten Schritt herausarbeiten, welche Konsequenzen für die Neue Musik und die Philosophie des 20. Jahrhunderts sich aus dieser ‘Transformation von Denkweisen’ ergeben.

Der traditionelle Weg einer geisteswissenschaftlichen Promotion in Deutschland, bei der der „wissenschaftliche Betreuer zugleich Mentor, Prüfer und Vorgesetzter nach dem Meister-Lehrlings-Verhältnis ist, steht in krassem Gegensatz zu strukturierten und zum Teil standardisierten Ausbildungsmodellen in anderen Ländern“.[1] Dieses Zitat stammt aus einem 2006 erschienenen Tagungsband zum Thema Promovieren in Europa, der einen eindeutigen Schwerpunkt auf die Vorteile legt, die sich das deutsche Promotionswesen von einer Strukturierung im Zuge des Bologna-Prozesses erhoffen könnte. Und tatsächlich fällt zwölf Jahre später auf, dass die Möglichkeit, eine geisteswissenschaftliche Promotion im festen und idealerweise gut finanzierten Rahmen eines Graduiertenkollegs zu absolvieren, auch an deutschen Unis immer weniger Seltenheitswert hat. Als Graduiertenkolleg wird, dem genannten Tagungsband folgend, „eine durch Zusammenschluss einer Anzahl von Hochschullehrern getragene Einrichtung“ verstanden, die das Ziel hat, „Promovierende zu betreuen, ihnen ein Studienprogramm zu geben und sinnvolle Arbeitsbedingungen zu schaffen“.[2] Christine Stedtnitz hat sich im ersten Gastbeitrag für diesen Blog bereits mit den Vor- und Nachteilen einer Kollegs- und Lehrstuhlpromotion auseinander gesetzt.

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Ich mache Tierversuche – Teil 2

In Teil 2 dieser Reihe geht es um Zahlen und Fakten zu Tierversuchen. Also wie viele Tierversuche werden in Deutschland wofür durchgeführt? Außerdem geht es um die Einstufung der Belastung für die Tiere und darum wofür keine Tierversuche durchgeführt werden dürfen.

Die Frage der Übertragbarkeit von Tierversuchen, habe ich spontan in den dritten Teil verschoben. Dort wird es konkret darum gehen, wie ein Tierversuchsantrag aussehen muss und dabei müssen die Forscher ja gerade begründen, welchen Nutzen die Versuche haben sollen. Somit passt diese Frage besser in den dritten Teil.

Teil 1 findet ihr hier.

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Das Home Office meistern, oder: Wie ich lernte, von zu Hause aus zu arbeiten

Während meines Masterstudiums sah mein Tagesablauf meistens so aus: Ich wachte gegen halb 9 auf, frühstückte, machte mich auf den Weg zum Seminar und verbrachte den Rest des Tages abwechselnd im Seminar und in der Bibliothek, wo ich meine Texte las. Oder lesen sollte. Tatsächlich war ich häufig damit beschäftigt, königliche Hochzeiten oder amerikanische Wahlkampfreden live zu verfolgen, lang gedehnte Mittags- oder Kaffeepausen zu machen oder meinen Kaffee und meine Schokoriegel unbemerkt in die Bibliothek zu befördern (erfolgreich!).

Aber die Texte mussten ja trotzdem gelesen werden. Das tat ich abends und nachts. Die richtig produktive Phase begann meistens so gegen 20, 21 Uhr – ich setzte mich mit meinem Laptop oder Text ins Bett und las so lange oder arbeitete so lange an der Hausarbeit, bis mir die Augen zufielen. Das war meistens so zwischen 1 und halb 2 Uhr nachts. Dann klappte ich den Laptop zu und legte ihn direkt neben mein Bett, wo ich ihn morgens gleich griffbereit hatte, um meine Mails zu checken. Continue reading “Das Home Office meistern, oder: Wie ich lernte, von zu Hause aus zu arbeiten”

Ich mache Tierversuche – Teil 1

Im vergangenen Jahr suchte ich eine Wohnung und schaute mir eine WG an. Tolle Lage, eine traumhafte Wohnung und eine super nette Mitbewohnerin. Ich war begeistert. Wir hatten uns schon eine Stunde oder so unterhalten und es war klar, dass wir uns bald verabschieden würden. Zeit für eine weitere wichtige Wahrheit. „Du, eins muss ich dir noch sagen. Ich mache Tierversuche.“.

Ich krieg Herzklopfen bei diesem Satz. Nicht das Gute, das, wie wenn man auf dem 10m-Turm steht. Aber es ist nun mal so: Ich mache Tierversuche. Natürlich bin ich da nicht einfach reingerutscht. Ich wusste auf was ich mich einlasse, als ich mit meiner Masterarbeit anfing und ich habe mich bewusst dafür entschieden, für eine Promotion zu bleiben.

Warum also fühle ich mich so unwohl dabei davon zu erzählen? Klar, es wird immer mal wieder kritisch darüber berichtet und die deutsche Öffentlichkeit findet es verständlicherweise nicht richtig Affen für Abgastests einzusetzen. Auch in Bremen und Tübingen gab es enorme Widerstände gegen neurowissenschaftliche Forschung an Affen. Aber gegen medizinische Forschung an Ratten und Mäusen habe ich selten etwas gehört.

Vielleicht bin ich mir selbst nicht ganz sicher, ob das was ich da tue richtig ist. Deswegen wird das hier auch kein kurzer Post, sondern eine Reihe.

Teil 1: Die klassischen Positionen der Tierethik: Was dürfen wir mit Tieren tun und was nicht?

Teil 2: Zahlen und Fakten: Wie viele Tierversuche werden in Deutschland durchgeführt? An welchen Tieren? Für welche Forschung? In welcher Industrie? Und haben uns Tierversuche jemals auf den Menschen übertragbare Fortschritte gebracht?

Teil 3: Die aktuelle rechtliche Lage in Deutschland, insbesondere NRW: Was steht eigentlich im Gesetz? Wer genehmigt Tierversuche? Was muss in solchen Anträgen stehen?

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