Wie schreibe ich ein gutes Résumé für eine Postdoc Stelle in den USA?

Willkommen zurück aus der Sommerpause! Wir freuen uns wieder da zu sein! Es gibt auch Neuigkeiten, dazu aber mehr in zwei Wochen (Zur Erinnerung, ab jetzt machen wir im zweiwöchigen Rhythmus weiter).  Ich hoffe ihr habt die letzten Wochen trotz Hitzewelle genossen und seid voller Vorfreude auf das neue akademische Jahr 😉

Ich habe die letzten Wochen in einem selbstauferlegten Thesis Bootcamp verbracht und es war … okay. Nebenbei habe ich mich auch mit der Frage beschäftigt, wie es für mich nach der Promotion weiter gehen soll. Da mein Verlobter (läuft mit der Fernbeziehung, Tipps siehe hier) immer noch in Detroit wohnt, war eine Postdoc Stelle an der University of Michigan eine naheliegende Option. Ich habe in den letzten Monaten jeden, der mir kompetent erschien, nach Tipps für einen amerikanischen Lebenslauf gefragt und diese Tipps und meine Erfahrungen möchte ich heute mit euch teilen.

Ergebnis meiner Bewerbung war eine Absage der Professorin, zu der ich zunächst wollte, eine Zusage von einem anderen Professor, den sie mir vorgeschlagen hatte und eine weitere „gerne, aber ich weiß erst in zwei Monaten ob ich dich bezahlen kann“-Zusage. Letztendlich ist mir klar geworden, dass ein Postdoc doch nicht das richtige für mich ist aber vielleicht sind meine Erfahrungen ja für den ein oder anderen hilfreich.

Wie findet man eine passende Stelle?

Eine offene Stelle, die zu den eigenen Qualifikationen passt, findet man am leichtesten über Empfehlungen. Tatsächlich hat mein Prof mir die Stelle vorgeschlagen, auf die ich mich zuerst beworben habe. Daher ist es, wenn man es sich erlauben kann, immer gut jedem zu erzählen, dass man auf der Suche nach einer bestimmten Stelle in einem bestimmten geografischen Gebiet ist.

Außerdem sind die Jobanzeigen auf Konferenzen oft sehr hilfreich, da viele Gruppen ihre Stellen dort zuerst ausschreiben. Aber natürlich helfen einem auch die bekannten Jobportale.

Rat suchen

Wenn man sich an die Jobsuche macht hilft es natürlich, sich Tipps von Leuten zu holen, die sich auskennen. Ich habe dafür einen Workshop an der Uni Münster gemacht, die Trainerin dort war Amerikanerin und hat uns auch angeboten, unsere Bewerbungsunterlagen individuell zu prüfen, das war sehr hilfreich. Dann habe ich bei meiner letzten internationalen Konferenz noch eine Session besucht, in der fünf Profs Beispiellebensläufe bekommen haben und sich dazu äußern sollten. Außerdem habe ich mit einem Headhunter gesprochen, der allerdings nicht im Uniumfeld, sondern in der Automobilindustrie arbeitet.

Ich nehme an, dass die meisten Universitäten Bewerbungschecks anbieten, die sollte man durchaus wahrnehmen. Unsere Trainerin war wirklich großartig, das ist vielleicht nicht immer so, aber ein paar Tipps und Sicherheit im Bezug auf Rechtschreibung/Grammatik bekommt man auf jeden Fall.

Das resume – eine Seite, zwei Seiten, drei Seiten?

Laut Wikipedia sind die Schreibweisen „résumé“ und „resume“ ok. Meiner Erfahrung nach schreiben die Amerikaner aber immer „resume“. Es wird natürlich trotzdem wie „résumé“ ausgesprochen.

In den Weiten des Internets begegnet einem häufig der Tipp, das resume auf eine Seite zu beschränken. Das ist sowieso schwierig und quasi unmöglich, wenn man seine Paper und Konferenzbeiträge einbeziehen möchte. Mein resume für eine Postdoc Stelle hat drei Seiten. Zwei Seiten zu meiner Ausbildung und Erfahrung und eine Seite mit Papern und Konferenzbeiträgen. Mir wurde gesagt, dass zwei Seiten tatsächlicher Lebenslauf für Berufsanfänger ganz gut sind. Als Doktoranden haben wir ja schon etwas Berufserfahrung, jede Menge Asubildungserfahrung und sicher noch ein paar Skills, die Platz finden sollen. Wie viel Platz du für deine Veröffentlichungen brauchst, hängt natürlich an deinem Feld und daran wie viel Glück oder Pech du mit Reviewer/Experimenten hattest.

Wichtig! Richte deine Seite im amerikanischen Letter-Format ein. Wenn du es dann als pdf speicherst, kannst du noch einmal überprüfen ob unter Optionen bei „nicht druckbare Informationen“ das Häkchen bei „Seiteneigenschaften“ gesetzt ist, das sollte aber Standard sein. Dann kann man dein resume auch schön auf amerikanischem Papier drucken.

Tatsächlich habe ich aber auch ein kurzes einseitiges resume. Das habe ich auf der Konferenz an einige Firmen geschickt, die Jobangebote ausgehängt hatten und um ein „informational interview“ gebeten. Das war sehr erfolgreich. Ich glaube, auf solchen Konferenzen treffen sich die Firmen mit jedem, der sich da meldet und man erfährt gleich viel mehr über die Stelle und auch den Umgang in dem Unternehmen (z.B. wird man gleich geduzt oder so). Außerdem bekommt man auch ein Gefühl dafür wie schnell die Stellen besetzt werden können und eventuell schon Hinweise für Stellen, die in naher Zukunft ausgeschrieben werden.

Teil 1 des postdoc-resume education

Insbesondere, wenn du dich auf eine Postdoc Stelle (im amerikanischen übrigens postdoc position oder post(-)doctoral researcher) bewirbst, sollte der education Block ganz oben stehen. Man fängt mit dem aktuellsten an, in unserem Fall also doctoral candidate. Dazu die Uni, das Fach und der vorläufige Titel der Diss. Ich habe auch meinen supervisor mit Telefonnummer und Mailadresse dazu geschrieben. Ich hatte mein Abitur mit Prüfungsfächern auch drauf, das wurde mir aber gleich runter gestrichen. Interessiert wohl keinen mehr.

Wichtig ist das voraussichtliche Datum deines Abschlusses, wenn du noch nicht fertig bist.

Teil 2 des postdoc-resume work experience

Dazu gehört vor allem deine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter aber auch eventuelle Praktika oder Tätigkeiten als Werkstudent. Auch hier sollte man sich kurzhalten und keine Schulpraktika oder irrelevanten Nebenjobs aufführen.

Wichtig ist, zu jedem Job ein paar Punkte zu schreiben, was mach dort gemacht hat. Für meines Stelle an der Uni habe ich z.B. diese Punkte genannt

  • Planned and managed research projects from data acquisition to publishing resulting in five peer-reviewed papers, two of them first-author papers.
  • Co-developed and built functional neuroimaging setup combining fMRI, optogenetic stimulation, and calcium recordings.
  • Performed multimodal MR imaging.
  • Established on-site line scanning sequence, performed basic sequence development in Paravision 6.0.1.
  • Analyzed complex multimodal data with custom-written MATLAB scripts.
  • Co-organized first European Small Animal MRI Symposium with 120 attendees (SAMS).

Je nach Stelle ist es vielleicht sinnvoll deine Erfahrung im Bereich Lehre oder wissenschaftliche Vorträge herauszustellen.

Teil 3 des postdoc-resume

Auf meinem resume heißen die weiteren Teile certification & training, software proficiencies, languages und activities. Diese Teile des resume bieten mehr Platz für Persönlichkeit aber man ist sich auch weniger sicher, was dort hingehört.

Im Bereich certification & training habe ich zum einen obligatorische Training aufgelistet z.B. zu MR-Sicherheit, guter Laborpraxis oder Strahlensicherheit. Zum anderen, Workshops, die ich belegt habe z.B. zu scientific writing, negotiation skills oder patient comfort im MRI. Hier würde ich auch nur die Sachen listen, die für den Job relevant sind oder zeigen, dass du eine well-rounded Persönlichkeit bist und auch mal über den Tellerrand hinausschaust.

In software proficiencies gehören deine Erfahrungen mit bestimmten Softwarepaketen. Super spezielle Laborsachen wie LabVIEW würde ich bei nicht-postdoc Bewerbungen vielleicht weglassen.

Der Punkt languages listet bei mir nur deutsch und englisch auf und dient im Wesentlichen dazu meinen Arbeitgeber darauf hinzuweisen, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist.

Der letzte Punkt activities ist wohl einer der umstrittensten Bereiche des Lebenslaufes. Manche finden ihn wichtig, damit man sich die Person besser vorstellen kann, anderer völlig irrelevant. In meinem steht nur „Co-founder of the German PhD blog Café cum laude“. Das hat noch Bezug zur Wissenschaft und zeigt, dass ich mich über meinen Job hinaus engagiere. Hobbies würde ich persönlich weglassen, außer sie haben direkten Bezug zur Stelle. Ehrenamtliches Engagement kann man hier gut nennen, muss aber vielleicht etwas Fingerspitzengefühl beweisen, wenn man sich für religiöse oder politische Gruppen engagiert.

Braucht man ein objective?

In einigen Branchen ist es in den USA üblich den Lebenslauf mit einem objective, also einem beruflichen Ziel, zu beginnen. Das wäre für mich für eine Postdoc Stelle vielleicht „to apply my knowledge of MRI physics and data analysis to investigate and better understand brain networks in epilepsy“. Im Unikontext ist so eine Zielformulierung auf dem Lebenslauf unüblich. Trotzdem ist es eine sehr gute Übung sich eines zu überlegen. Man wird im Vorstellungsgespräch auf jeden Fall nach seinen Zielen und Interessen gefragt.

Anschreiben

Der schwierigste Teil einer Bewerbung ist meiner Meinung nach das Anschreiben. Beim Lebenslauf kann man sich noch an eine gewisse Form halten, beim Anschreiben muss man diese Form selbst finden. Prinzipiell sollte ein Anschreiben höchstens eine halbe Seite lang sein. Eher weniger. Darin muss rüber kommen warum du dich für die Stelle interessierst und was du mitbringen würdest von dem die Gruppe profitieren kann. Es ist häufig leichter darüber zu schreiben wie spannend man die Forschung eines Profs findet, wie gerne man xy lernen würde und weswegen man super interessiert an der speziellen Position ist. Man muss aber auch rüberbringen, warum man denn besonders geeignet für die Stelle ist.

Es kann auch hilfreich sein direkt den Link zu deinem Google Scholar Profil in die Mail zu schreiben, Veröffentlichungen sind eben die Währung der Wissenschaft. Ich wurde auf meine jedenfalls direkt angesprochen. Es ist übrigens auch legitim Veröffentlichungen, die im Review sind im resum zu erwähnen, natrülich mit dem Zusatz under review.

Außerdem ist es gut gleich konkrete Erwartungen zu formulieren. Zum Beispiel, dass du gerne ein Skype-Gespräch vereinbaren würdest, um mehr über die Stelle zu erfahren oder dass du zu einer bestimmten Zeit vor Ort bist und gerne vorbeikommen würdest. Oder, dass du demnächst auf Konferenz xy bist, ob ihr euch da treffen könntet.

Ich habe in mein Anschreiben explizit reingeschrieben, dass mein Partner in der Gegend lebt und ich hatte den Eindruck, dass das auch gut war. Ich habe das natürlich nicht als Grund genannt aber erwähnt. Gerade wenn du für eine Stelle ans andere Ende der Welt ziehst, ist es für den Arbeitgeber gut zu wissen, dass du da auch etwas bleiben möchtest und nicht nach drei Monaten Heimweh bekommst. Außerdem ist auch Professoren bekannt, dass man ein Leben neben der Uni hat. Tatsächlich glaube ich, dass die erste Professorin meinen Lebenslauf nur deswegen so großzügig weitergeleitet hat, weil sie gesehen hat, dass ich auf einen relativ engen geographischen Raum angewiesen bin. Also falls du Familie in der Gegend hast oder die Stadt von einem früheren Auslandsaufenthalt kennst, erwähne das ruhig. Gerade beim Partner kommt es auch seltsam rüber, wenn das plötzlich im Vorstellungsgespräch rauskommt.

Nachhaken

Mir ist auch noch mal klar geworden, dass man bei Bewerbungen lieber ein bisschen zu aufdringlich als ein bisschen zu zurückhaltend sein sollte. Ich habe meinen ersten Kontakt an der Uni Michigan dreimal angeschrieben. Die letzte Mail war nur ein ganz kurzes „I wanted to follow up on my application. Do you need anything else from me?”. Darauf habe ich dann auch sofort eine Antwort bekommen. Das war zwar eine Absage, aber die Professorin hat meine Unterlagen an einige andere Gruppen weitergeleitet, die ihrer Meinung nach auch/besser passen würden. Von einem dieser Professoren habe ich gleich eine Nachricht bekommen. Die anderen Gruppen habe ich recherchiert und zwei davon angeschrieben. Ich habe natürlich auf die erste Professorin Bezug genommen. Auch wenn ich sie kaum kannte (wir haben uns einmal auf einer Konferenz „Hallo“ gesagt), wirkte ihre Weiterleitung ein bisschen wie eine Empfehlung. Darauf kann man dann auch schön Bezug nehmen: „Prof X kindly forwarded my resume to you as she thought I would be a good fit for your group.”.

Visum

Im Unikontext braucht man sich darum keine Sorgen zu machen. Die J Visa sind leicht zu bekommen und jede Uni bereit sich für dich darum zu kümmern. Du musst natürlich noch zum Konsulat und etwas bürokratische Schikane über dich ergehen lassen. Prinzipiell ist das aber für EU-Bürger kein Problem.

Ich hoffe es waren ein paar hilfreiche Tipps für euch dabei. Viel Erfolg bei der Jobsuche!

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